„Heiliges Posaunenrohr“ ist der Lieblingsausruf von Rusty in dem Film „The Kid“, der kürzlich im Fernsehen lief. Bruce Willis spielt darin einen erfolgreichen Imageberater, der kurz vor seinem 40. Geburtstag Besuch von seinem achtjährigen Ich bekommt. Anfängliche Versuche, den unliebsamen Besucher ebenso zu verdrängen wie die eigene Kindheit, scheitern und schließlich begreift der erwachsene Russ die Begegnung als Chance. Nach gemeinsamer Erinnerungsarbeit kann der junge Rusty wieder in seine Zeit zurückkehren und der bisher so kühle Geschäftsmann Russ wird nicht nur sein nervöses Augenzucken los sondern auch empathie- und beziehungsfähig.
Sie finden das kitschig? Ja, vielleicht. Und dennoch ist es ein schöner Film, der die Wertschätzung der eigenen Person und der eigenen Vergangenheit mit all ihren peinlichen und unangenehmen bis schmerzlichen Erinnerungen zum Thema macht. Wir werden im Unterschied zur Fiktion im Film nie wirklich unserem jüngeren Ich begegnen. Aber wir können uns als Erwachsene um diese Persönlichkeitsanteile kümmern. Leider gehen wir dabei oft nicht sehr gnädig mit uns um, kritisieren an uns rum und schimpfen über uns selbst im Rückblick ebenso, wie es damals Eltern und Lehrer getan haben. Eine andere Variante ist, dass wir genau mit diesen Themen in Konflikte mit den eigenen Kindern geraten. Schade eigentlich.
Wie wäre es, wenn wir uns selbst und das, was wir im Laufe unseres Lebens getan haben mit mehr Wertschätzung und Respekt betrachten würden? Respekt und Anerkennung sind wir nicht nur anderen schuldig, sondern auch uns selbst. Erst dann können wir diese auch anderen geben. Und so war das vermutlich auch immer gemeint mit dem christlichen Imperativ: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Ihr
Rainer Hörmann