Kennen Sie Harry Rowohlt? Den leider schon verstorbenen Übersetzer (u.a. Pu der Bär), selbsternannten Hörbuch-Bequatscher, Kleindarsteller in der Lindenstraße und bekennenden Quartalssäufer?
In einem sehr sehenswerten Interview (auf YouTube nachzuhören) wird er von Knut Cordsen gefragt, wie viele Bücher er denn schon übersetzt habe. Darauf antwortet Harry Rowohlt mit einer überraschend konkreten Zahl: 176. Dem geneigten Zuhörer schwant sofort, dass diese Zahl eher ein spontaner Einfall von Harry Rowohlt ist, als dass sie einer genauen Zählung entspringt. Geschenkt, die Pointe kommt erst noch. Unaufgefordert verweist er nämlich im nächsten Satz darauf, dass andere Übersetzer noch mehr Bücher übersetzt hätten. Dies läge aber lediglich daran, dass sie noch mehr Bücher übersetzt hätten.
Was so tautologisch anmutet, hat eventuell mehr Hintersinn als den einer netten Pointe eines begnadeten Erzählers von Anekdoten und Geschichten.
Vielleicht wollte er ja einfach die übliche Schlussfolgerung von einem Mehr auf ein Besser oder Wichtiger karikieren. Dies wäre mir äußerst sympathisch, denn mehr Grübeln über die Ursachen von Aktivitäten und vor allem über mögliche Gründe, warum einer mehr und ein anderer weniger gemacht hat, braucht es an den meisten Stellen einfach nicht.
Wenn Sie also das nächste Mal etwas tun und sich fragen, woran das wohl gelegen hat, dass Sie das getan haben, was Sie getan haben, dann denken Sie an die Möglichkeit, dass Sie es getan haben, weil Sie es getan haben.
Brauchen Sie mehr Begründung?
Herzlichst
Ihr Rainer Hörmann