sink or swim!

sink or swim!

So lautet das Motto, das sich ein junger Mann auf seinen Arm tätowieren ließ, nachdem sein rechter Unterschenkel amputiert worden war. Ursache waren Komplikationen nach einem Schien- und Wadenbeinbruch bei einem Fußballspiel.

Das Motto klingt zunächst nachvollziehbar und überzeugend, wenn man sich seine persönliche Situation vor Augen hält. Was also hat bei mir sehr schnell leise Zweifel aufkommen lassen, ob ich das Motto wirklich gut finden kann?

Es ist das Entweder-Oder Schema des Mottos. Untergehen und Ertrinken oder Schwimmen? Da gibt es doch noch eine ganze Menge dazwischen. Und meist wechseln sich in solchen und ähnlichen Krisensituationen Phasen des Sinkens und des langsamen Wiederauftauchens ab. Manchmal schwimmt man ein bisschen und fühlt sich gut, dann gerät der Kopf mal wieder unter Wasser und man schluckt Wasser, hustet und prustet.

Vielleicht gibt es ja auch mal Phasen, in denen Hilfe und Unterstützung da ist, man wird getragen, über Wasser gehalten von helfenden Händen oder Schwimmhilfen.

Mir ist der Imperativ des Mottos einfach zu hart. Ich weiß, dass solche Sätze eine gewisse motivierende Kraft entfalten. Es sind nach meiner Erfahrung jedoch mehr Strohfeuer im Sinne von „Tschacka, tschacka!“ Die Wirklichkeit solcher krisenhafter Prozesse und deren wechselnder Phasen fängt das Motto aber keinesfalls vollständig ein. Und es klingt mir zu sehr nach: Friss oder stirb!

Am Ende geht es nicht um die Frage, ob so ein Motto absolut richtig oder falsch ist. Es geht vielmehr um die Differenzierung, für wen, wann, unter welchen Umständen und zu welchem Zweck ein solcher Satz hilfreich sein kann. Daneben gibt es im Sinne des sowohl-als-auch eine ganze Menge anderer Möglichkeiten, die es zu entdecken und zu entwickeln gilt.

Dies ist ein Kernpunkt systemischer Beratungsarbeit. Ich lade Sie gerne dazu ein.

 

Herzlichst

Rainer Hörmann