Seit ich denken kann, interessiere ich mich für Fußball, habe selber gerne gespielt, Ergebnisse und Tabellen studiert und im Stadion oder vor dem Bildschirm mitgefiebert. Ich habe sogar kurze Zeit ein Kinderteam trainiert in einer Altersklasse, in der Jungen und Mädchen und aus heutiger Sicht auch diverse Kinder zusammen spielen durften.
Den Sport als solchen mag ich immer noch und finde es schade, dass im Alter die Verletzungsgefahr noch höher ist, als sie das beim Fußball eh immer schon ist. Sonst würde ich gerne immer noch spielen, wenn nicht gerade Pandemie wäre. Und ich finde es immer noch spannend, zu beobachten, wie sich in einer Sportart mit derartiger weltweiter Bedeutung gesellschaftliche Entwicklungen und Themen zeigen bzw. ablesen lassen: equal-pay zwischen Frauen und Männern, Alltagsrassismus, Homophobie um nur einige zu nennen. Und natürlich die zunehmende Kommerzialisierung.
Ich finde manche Entwicklungen wie die kürzlich verkündete Gründung einer Super-League nur logisch und konsequent. Es zeigt sich doch an diesem Punkt nur deutlich und relativ ungeschminkt, dass sich das Spiel an sich und die damit verbundenen kommerziellen Interessen schon längst weitgehend entkoppelt haben. Und ich wünsche mir an diesem Punkt, dass die Fans die Strippenzieher machen lassen und sich erst gar nicht auf einen Machtkampf einlassen. Sollen die Hedgefonds und Scheichs als Clubbesitzer in ihrer Super-League spielen und dann erkennen, dass das nur attraktiv ist, wenn einer kuckt. Und dass sie auch nur dann Ihre immensen Einnahmen über die Übertragungsrechte generieren können.
Stell Dir vor es ist Super-League oder die WM in Qatar und keiner kuckt zu. Dieser abgewandelte Spontispruch wäre meiner Ansicht nach das wirksamste Mittel gegen die konsequente Vereinnahmung eines schönen Sports durch Profitinteressen. Allerdings hat das zur Folge, dass sich alle Fußballinteressierten ihrer Verantwortung bewusst sein müssten und das sogenannte Produkt Super-League oder Wüsten-WM nicht konsumieren dürfen, wenn sie es ablehnen. Ansonsten spielen sie denen in die Karten, die darauf bauen, dass die allermeisten schon bei der Stange bleiben und alles hübsch brav konsumieren, ganz gleich welchen Unsinn zur reinen Renditesteigerung sie sich mal wieder ausdenken. Panem et circenses, Brot und Spiele hieß das bei den alten Römern.
Und am Ende ist es dann egal, ob es um die Frage der Verteidigung der Demokratie, der Freiheit der Meinung und der Kunst oder um den Fußball als die für manche schönste Nebensache der Welt geht: Wir sollten uns darauf besinnen, was uns wichtig ist, welche Werte wir vertreten und wer wir sein wollen. Und dann wäre es schön, wenn wir danach auch handeln, für unsere Werte eintreten und nicht immer wieder Gründe anführen, warum wir ja eh nichts ändern können.
It’s up to us!
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