Schule ist cool – aber nur ohne Unterricht

Die Ferien sind vorbei. Morgen beginnt in Bayern ein neues Schuljahr. Überraschenderweise freuen sich viele Kinder und Jugendliche auf den Schulbeginn. Wenn man dann genauer nachfragt, ist es allerdings nicht der Unterricht, dem sie entgegenfiebern, sondern das tägliche Treffen mit den Freunden in der Schule. Das Zusammensein in der Peergroup, die Begegnung unter Gleichaltrigen, das soziale Miteinander ist wichtig. Hier finden insbesondere in der Pubertät wichtige und notwendige Prozesse statt. Es ist ein Ausprobieren der eigenen Identität, das Festigen der eigenen Persönlichkeit in der Auseinandersetzung mit den anderen. Beziehungen in unterschiedlichen Formen stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Da sind die „best friends forever“, da sind die ersten zarten Liebesbande, da gibt es Freundschaften und Cliquen und immer ist es von großer Bedeutung, für die Menschen wertvoll zu sein, die für einen selbst wichtig sind.

Was heißt das für uns Erwachsene, für Eltern und Lehrer? Sind wir nun unwichtig, überflüssig oder sogar störend in diesem jugendlichen Kosmos der Peergroup-Kontakte?

Nein, im Gegenteil. Auch wenn der Anschein einen anderen Schluss nahelegt, besitzen wir Erwachsene eine große Bedeutung, die Jugendlichen wollen auch für uns wertvoll sein. Allerdings setzt dies voraus, dass wir uns auf den Beziehungswunsch der Jugendlichen einlassen. Sie wollen uns erleben, als Mensch, als Person mit allen Facetten. Was nicht mehr geht, ist der Umgang mit ihnen allein aus einer Rolle heraus; weiterhin Eltern oder Lehrer zu spielen, die immer wissen, was gut und richtig ist, das wird nicht mehr akzeptiert.

Probieren Sie doch mal aus, wie sich der Kontakt und die Kommunikation mit den Jugendlichen verändert, wenn Sie aus Ihrer  Schulzeit und Ihren eigenen Erlebnissen erzählen; von all dem Ärger, den Sorgen, den Nöten, die sich auch für Sie in der Schule ergeben haben? Schildern Sie schöne und lustige Begebenheiten, Sie werden interessierte Zuhörer haben. Beobachten Sie mal, was sich auch im Arbeitsverhalten Ihres Kindes verändert, wenn Sie das Augenmerk in Ihren Gesprächen über Schule weniger auf den Leistungsaspekt, sondern auf die damit verbundenen Gefühle der Jugendlichen legen und auch von Ihren eigenen Empfindungen aus dieser Zeit sprechen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei diesen Gesprächen und Begegnungen.

Ihr

Rainer Hörmann